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Amba Jo’annes Der Kleine

Amba Jo’annes Der Kleine

Unser heiliger Vater, das grosse Licht, Amba Jo’annes der Kleine verschied am 20. Babeh. Er und sein Bruder stammten aus einer Stadt, namens Basta, im Distrikte Dschiza in Unteraegypten. Die beiden waren vonfrommen, gottesfuerchtenden Eltern, welche kein irdisches Vermoegen besassen, aber reich waren durch fromme Werke. Als Jo’annes 18 Jahre alt war, bewog ihn die Gnade Gottes, nach Schihat, der Waage des Herzen, zu gehen. Amba Jo’annes hatte ein Verlangen nach der geistigen Engelskleidung, welche dem Moenchsstande eigen ist. Jo’annes traf mit einem erfahrenen Greise, namens Amba Bamujeh, aus Bumadscha zusammen, welchen er ehrerbietig gruesste und bat ihm, zu erlauben, dass er bei ihm bleibe. Dieser wollte Amba Jo’annes auf die Probe stellen und sprach zu ihm : Mein lieber Sohn, bestehe nicht darauf, hier zu bleiben: siehe, es ist hier eine Wueste voller Muehe, wo man mit den Haenden arbeiten muss, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Dazu kommen die vielen, grossen Beschwerden. Kehre in die Welt zurueck und lebe glueklich. Da erwiderte ihm Amba Jo’annes : Um Gotteswillen, lieber Vater, weise mich nicht zurueck. Ich bin gekommen, um unter Deinem Gehorsam und im Schatten Deines Gebetes zu leben. Wenn Du mich aufnimmst, so glaube ich, dass der Herr Dir wohlgefaellig sein wird. Unser Vater Amba Bamujeh pflegt, nichts in Uebereilung zu tun. Er bat also seinetwegen Christus, dass er ihm offenbare, was er mit Amba Jo’annes anfangen solle. Da erschien ihm der Engel des Herrn und sprach zu ihm : Siehe, der Herr laesst Dir sagen, dass Du diesen Bruder aufnehmen sollst; denn er ist ein auserwaehlter Sohn. Da liess Bamujeh den Amba Jo’annes eintreten, schnitt ihn das Haar ab, nahm die Moenchskleidung und fing an, drei Tage und drei Naechte darueber zu beten. Danach erschien der Engel des Herrn, machte das Zeichen des Kreuz ueber die Kleider und zog sie Amba Jo’annes an. Dieser began mit schweren, religioesen Uebungen und tugendhaften Werken. Eines Tages wollte Amba Bemujeh den Amba Jo’annes auf die Probe stellen und wies ihn von sich mit den Worten : Ich kann nicht mehr mit Dir zusammen wohnen. Da blieb Amba Jo’annes sieben Tage vor der Tuer stehen. Jeden Tag ging Amba Bamujeh hinaus und schlug Amba Jo’annes mit einem Palmenzweig, waehrend Amba Jo’annes ihn jeden Tag ehrerbietig gruesste. Am siebten Tage trat der Alte hinaus, um in die Kirche zu gehen, da sah er sieben Engel mit sieben Kronen, die sie dem Amba Jo’annes auf dem Kopf setzten. Von diesem Tage an wurde Amba Jo’annes von Bamujeh geehrt und geachtet. Eines Tages fand Amba Bamujeh ein trockenes Stueck Holz und reichte es Amba Jo’annes mit den Worten : Nimm es und pflanze es ein, damit es wachse. Amba Jo’annes gehorchte ihn und begoss das Holz jeden Tag zweimal. Das Wasser war aber zwoelf Meilen von ihrer Wohnung entfernt. Nach drei Jahren schlug das Holz aus und wurde ein fruchttragender Baum. Da nahm der Alte einige von den Fruechten und ging damit bei den Moenchen umher. Er sprach : Nehmet und esset von der Frucht des Gehorsams. Amba Bamujeh erkrankte und Amba Jo’annes musste ihn zwoelf Jahre pflegen. Amba Jo’annes sagte niemals : Es wird mir zu schwer; weil jener Mann ein hartgepruefter Greis war. Der Herr hatte Amba Bamujeh durch die Krankheit so geschwaecht, dass er wie ein trocknes angebranntes Holz war. Als sein Ende nahe war, versammelte Bamujeh die Aeltesten, nahm seinen Schueler Amba Jo’annes bei der Hand, empfahl ihnen denselben, indem er sprach : Behuetet diesen, denn er ist ein Engel und kein Mensch. Dann verpflichtete er Amba Jo’annes, dass er an dem Orte, wo er den Baum gepflanzt hatte, wohnen bleibe. Spaeter kam der aeltere Bruder des Jo’annes zu ihm, trat bei ihm in den Moenchsstand und wurde ein ausgezeichneter Moench. Als sie dann den Amba Jo’annes in sener Kirche zum Priester einsetzten, kam waehrend der Patriarch seine Hand auf ihn legte, eine Stimme vom Himmel, welche jeder hoerte, die sprach : Heilig! Heilig! Heilig! Amba Jo’annes konnte, wenn er den Segen erteilte, jedes Mal sehen, wer das Abendmahl wuerdig empfangen hatte und wer nicht. Der Patriarch Amba Theophilus hatte den drei Maennern eine Kirche in Alexandrien erbaut und wuenschte, dass die Koerper der drei Maenner aus Babel herbeigeholt wuerden. Er bat also den heiligen Amba Jo’annes hinzugehen und sie zu holen. Nach vielen Bitten machte Anba Jo’annes sich auf den Weg. Da hob ihn eine Wolke auf und trug ihn nach Babel. Amba Jo’annes betrachtete die Stadt, ihre Fluesse und Palaeste. Amba Jo’annes sah die Koerper der Heiligen und Nebukadnezar an ihrer Seite. Eine Stimme ging von den Koerpern aus und bat Amba Jo’annes instaendig, dass sie diesen Ort bis zum Tage des juengsten Gerichtes nicht verlassen moechten. Sie wollten dafuer die Lichte der Kirche, ohne Brennstoff erhalten. Wir haben die Wirkung hiervon erfahren und es geschah so, den als Amba Jo’annes zurueckkam, dem Partiarchen Nachricht brachte und die Lichter besorgen wollte, brannten sie schon alle. Eines Tages trat ein Bruder in die Zelle des Amba Jo’annes und fand ihn schlafend, Engel kamen auf ihn herab und jeder von ihnen sagte : Lasst mich, ich will meine Fluegel ueber ihn ausbreiten. Hiernach kamen die Berber nach dem Berge Schihat, da ging Amba Jo’annes fort und wohnte am Berge des Amba Antonius bei Eulzum. Dies geschah nicht aus Furcht vor dem Tode, sondern Amba Jo’annes sagte : Damit nicht einer der Berber komme und mich toete und meinetwegen in die Hoelle komme. Auch, wenn er in der Gottesverehrung mein Gegner ist, so ist er doch in der Gestalt mein Bruder. Gott fuehrt Amba Jo’annes vor dem Ort, an dem er wohnte einen glaeubigen Mann zu, der ihn bediente. Als Gott Amba Jo’annes aus dem Kerker dieser Welt zur ewigen Ruhe eingehen lassen wollte, sandte er zu ihm seine beiden frommen, heiligen Makarius und Antonius , um Amba Jo’annes zu troesten und ihn von seinem Hingang zu benachrichten. Da erkankte Amba Jo’annes eine kurze Zeit und schickte den Diener fort, um fuer ihn etwas aus dem Orte zu holen. In der Nacht auf den Sonntag kamen die Engel und eine Schar von Heiligen. Sie holten die Seele dieses Glueckseligen ab und stiegen damit zum Himmel. Auf dem Rueckweg sah der Diener die Seele des Heiligen umgeben von der Schar der Heiligen. Die Engel sangen Psalme vor ihm her. Allen voran sang einer, der leuchtete wie die Sonne. Als der Diener einen Augenblick erstaunt still stand, trat ein Engel zu ihm und nannte ihm die Namen jedes einzelnen dieser Heiligen. Der Engel sagte : Dieser ist Amba Bamujeh, jener Amba Makar, jener der und der und er zeigte dabei auf jeden einzelnen mit dem Finger. Da fragte der Diener ihn: Wer ist der, welcher vorangeht und wie die Sonne leuchtet? Der Engel antwortete : Dieser ist Antonius, der Vater aller Moenche. Als dann der Diener zu der Klause kam, fand er den Heiligen Amba Jo’annes leblos in betender Stellung. Da weinte er gar sehr, ging eiligst nach dem Ort und brachte den Einwohnern die Nachricht. Sie kamen und trugen den Leichnahm fort unter grossen Ehrbezeugungen. Bei dem Eintritt in den Ort gingen von dem Koerper mehrere Wunder aus. Spaeter kamen die Bewohner seines Dorfes und holten den Koerper ab. Dieser befindet sich jetzt in dem Kloster des Mina. Seine Gebete seien mit uns. Amen!